hallo Ween!
früher, als ich ein Kind war, gab es dich bei uns hier, am Ostrand Wiens, nicht. ich behaupte sogar: hier, in Österreich, nicht.
für uns gab es damals im Oktober den Nationalfeiertag - wie jetzt der 26.10., und es gab den Weltspartag, ende Oktober, im idealfall der 31.10. da bekamen wir goodies von den banken. den
'Sparefroh' von der Ersten Österreichischen Sparkasse, von der Creditanstalt einen kugelschreiber, einen Sparfuchs von der PSK, ein bastelbogen von der Zentralsparkasse, luftballon, geldbörse,
saftglas, rucksack, zuckerl, ein salz-pfeffer-set aus keramik, bunte sparschweine, comics zum thema sparen, ein aufblasbarer wasserball für den sommer, ja, sogar eine luftmatratze,- all das
schleppten wir jahr für jahr nach hause und freuten uns daran. ein freudentag also.
am Nationalfeiertag übrigens gab und gibt es noch traditionell eine Militär-Parade, wo am Heldenplatz panzer, hubschrauber, militärische fahrzeuge und noch vieles mehr, hautnah zu erleben
waren. ich weiß nicht, ob wir je dort waren, ich bezweifle es. - meine Eltern waren keine waffenfreunde, keine soldatenuniform-bewunderer, auch keine technik-freaks, auch mochten sie
menschenansammlungen nie. am 26igsten gab es organisierte wanderungen zur feier des tages, und dann war natürlich die gelebte erinnerung an das erklären der immerwährenden Neutralität
Österreichs allgegenwärtig. ja.
die öffnung des tores in die anderswelt, in die geistwelt, in die welt der verstorbenen, nein, das war damals kein thema. vielleicht irgendwo weit weg am land. aber bei uns: nein, Ween, wir
ahnten nichts von deiner existenz. dich kannten wir nicht.
erst in den 1990er jahren hörte ich erstmals von dir. man sagte, du kämest aus Amerika. naja: jeder 'blödsinn' kommt halt von dort drüben. 'trick or treat' - übersetzt 'süßes oder saures'.
entweder du gibst uns süßigkeiten oder wir spielen dir einen streich. der "streich" war ein weites feld. von mit klopapier geschmücktem gartentürl bis zu eingeschlagenen fenstern, von ach so
grausigen maskierungen der kindergartenkinder, die sich vor den verkleideten nachbarn um vieles mehr fürchteten als umgekehrt, bis zu partys zu deinen ehren, erwachsene und teenager
grässlich geschminkt und gewandet, wahrlich horribel.
später hieß es: ...kommt doch nicht aus der USA, der ursprung liegt im keltischen. man wolle die geisterwelt in ihre schranken weisen. zurück in ihr reich. immer wieder hörte man auch, dass
in dieser besonderen nacht die ungewöhnlichsten begegnungen möglich seien, und die öffnung von der einen in die andere welt auch sehr heilsam für uns selbst sein könnten, wenn wir die zeichen
richtig deuteten und in uns selbst ruhten, uns selbst nicht verlören.
mittlerweile meine ich, dass dieser zeitpunkt nur ein ungefährer ist. vielleicht ja ein zeitraum, kein punkt. eine besondere zeit. mystisch. der sommer ist vorbei, also fast schon zwischen herbst
und winter. eine zeit der kälte und wärme zugleich. zeit der suche und des findens. zeit des werdens und vergehens.
das ist es, was ich dir immer schon sagen wollte, Ween: es gab dich nie und immer schon zugleich. dein name ist es wohl, der uns nicht bekannt war. aber das ist nicht wichtig. Ween klingt ja auch
ein wenig hochtrabend, gibs zu! hallo, Ween, ich grüße dich, heiße dich erst abwartend und offen herzlich willkommen, mit allem, was du mit dir bringst, und verabschiede dich dann ebenso
innig und gebe dir meine geschenke mit auf den weg. all das, was mir dereinst gedient hat, mich beschützt hat, das ich selbst nicht mehr benötige, und jetzt anderen helfen möge. trage es in die
welt hinaus und gib denen, denen es nützt. du wirst für vieles geschätzt, Ween. von den kindern ebenso wie von den erwachsenen. nimm es denen nicht krumm, die dich nicht mit: "hallo Ween",
begrüßen: sie kennen dich gewiss unter anderem namen.