katzenkurzkrimi

teil 1
mysteriöser mordfall in meindorf: obwohl auch hier die unschuldsvermutung gilt sind zwei dringend tatverdächtige - Löwenzahn PSZ. und Ribisel PSZ. - übrigens vor wenigen monaten aus dem weinviertel nach meindorf migriert (asylantrag gewährt) - kurz nach der tat auf ebendiesem ~ort aufgefunden worden. zum tathergang gibt es bislang keine erkenntnisse... wir halten sie auf dem laufenden... 😻



teil 2

vielleicht ein kleines "haiku" zum bekannt gewordenen kriminalfall:

schwarz jung streifen maunz
herzerwärmend wunderlieb
futterneid? ich? nie!

... diese tatsachen haben  wohl den erwähnten, ominösen fall zumindest begünstigt. wir recherchieren...
die verteidigung hat erwirkt, dass die beiden verdächtigen  zwischenzeitlich auf freien fuß gesetzt werden, dürfen derzeit  jedoch keinesfalls die stadt verlassen...





die  3 .

Löwenzahn und Ribesehl   (fälschlicherweise in unserem ersten bericht als "Ribisel"  tituliert - eine richtigstellung laut mediengesetz erfolgt in  ausgabe 4711/2020) ...(die namen "Löwenzahn" und "Ribesehl" sind wohl eine tiefe verneigung vor dem autor Walter Moers) haben in einer nacht- und nebel-aktion verbotenerweise doch das land verlassen. wir wissen nicht wohin, wir wissen nur: dass. viele gerüchte wurden laut, jedoch konnte unser v-katz  leider nicht in erfahrung bringen, wann genau bzw wie überhaupt dieser geniestreich gelingen konnte. haben die beiden einen tunnel gegraben?  hatten sie komplizen, die ihnen halfen? sind sie überhaupt gemeinsam geflohen? wir wissen es nicht und sind bis ins mark erschüttert! dürfen wir unserer exekutive nach solch einem vorkommnis noch vertrauen? können wir uns noch sicher fühlen?
die untersuchungen laufen...



die 4.
Löwenzahn und Ribesehl
eeeeextrablatt! eeeeextrablatt!!! neue erkenntnisse im meindorf'schen kriminalfall! wie eben erst bekannt wurde, gingen bereits zig meldungen zu sichtungen der beiden auf der flucht befindlichen asylanten löwenzahn und ribesehl bei der soko meindorf ein.
 wir müssen eine eindringliche warnung an die zivilbevölkerung richten: die beiden sind bis auf zähne und klauen bewaffnet. wie man hört, handelt es sich um schnellkrallenfahrer und spitzzahntiefbeisser. gehen sie nicht ausser haus! lassen sie alte, kranke, kinder und andere bedürftige keinesfalls alleine und wehrlos in  wohnungen und häusern zurück. bilden sie gruppen um einkaufen zu gehen. oder besser: lassen sie sich beliefern. rüsten sie sich mit katzenminze und katzengras aus, stecken sie super-leckerlis für jugendliche in ihre taschen, denn nur so können sie  im fall des falles ein wirksames ablenkmanöver einfädeln.

zur zeit prüft die soko meindorf sämtliche meldungen. wir berichten exklusiv.



die 5.
Löwenzahn und Ribesehl
"jo, direkkt do vua mein gschäft sans gwest, hobn si umagschaut und sann daunn weidagrennt" ...
 "ich habe die zwei fellnasen schon öfter gesehen. gestern in den ringstrassengalerien und heute am naschmarkt. ich war leider nicht schnell genug um sie smart zu photographieren"...
 "und ich sag ihnen: die wollten mich auffressen!" ...

man könnte den eindruck gewinnen, sie wären in windeseile im ganzen (mehr oder minder)deutschsprachigen raum unterwegs, sich ausschliesslich im schutze der dämmerung  von hier nach dort bewegend. in der soko meindorf sind stimmen laut geworden, dass man nicht mit offenen karten spielt, insbesondere dann, wenn es um tierliebe alte muaterln geht. diese stehen eher im verdacht der unterstützung der beiden zwielichtigen gestalten.



die 6.
tag 6 der laufenden ermittlung in sachen Löwenzahn und Ribesehl. von ihnen fehlt weiterhin jede spur. sämtlichen sachdienlichen hinweisen wurde nachgegangen,- es hat sich jedoch kein verdacht bestätigt.
neuerdings gibt es das gerücht, dass sich die flüchtigen subjekte auf einem kreuzfahrtschiff als mäuse- und rattenfänger verdingt hätten. das ist gar nicht so unwahrscheinlich, denn so wäre gewährleistet, dass das schiff nicht erst zu sinken braucht, damit die auf solchen schwimmenden urlaubsresorts beinahe als üblich zu bezeichnende rattenplage das schiff verlässt...
und: das beliebte kreuzfahrtschiff Diadia hat vor wenigen tagen erst den winterhafen in wien verlassen. unmöglich also ist die flucht auf see nicht. wenn sich die beiden tatsächlich gemeinsam mit 5000 dosenöffnern auf dem urlaubskreuzer befinden, haben sie heute um 3.07 morgens bereits das eismeer erreicht. oder die karibik. der betreiber der diadia hat noch keine diesbezügliche aussage getätigt.
sollte sich die flucht auf dem schiff bestätigen, können sie, unsere treuen leser, endlich aufatmen, das haus wieder verlassen, ihre alten und kinder von der leine lassen, und freudigen herzens in der freien wildbahn der einkaufszentren dem konsumwahn frönen.
wie gewohnt werden wir sie auch weiterhin über die neuesten  ermittlungsergebnisse informieren.



die 7.
es ist uns gelungen, via interkatz einen ermittler -natürlich inkognito- auf die Diadia zu bringen. mit einigen fässern frischem  sauerkraut, wie wir wissen ein vorzügliches mittel gegen skorbut - die berüchtigte mangelerkrankung bei seefahrern,  liess sich der detektiv von wladiwostok aus, (wie wir ebenfalls wissen der einzige eisfreie hafen russlands ... und wie wir ahnen können: nicht auf dem weg in die karibik) an bord der Diadia einschleusen. naturgemäß wurde er mitsamt den lebensmitteln in den lagerraum für ebendiese, direkt unterhalb der küche, abgeladen.
das schiff durchquert soeben ein überdimensional großes funkloch - die kommunikation mit dem ermittelnden beamten ist derzeit nicht möglich ...



die 8.
endlich konnten wir mit dem verdeckten ermittler auf der Diadia kontakt aufnehmen.
glücklicherweise hat er zwischenzeitlich in der kombüse gelegenheit, seinem hobby nachzugehen: als hilfskraft darf er täglich 100e erdäpfel schälen. auch die pommes frites schnitzt er in freudvollem arbeitseinsatz derweil er natürlich den wahren zweck seines aufenthaltes niemals aus den augen verliert. für die aufmerksamen leser: um schwarzarbeit handelt es sich hier mitnichten, ist das helfen in der kombüse doch eine für den auftrag notwendige tätigkeit. und die paar euronen, die ...wollen wir ihn der einfachheit halber "Siegfried" nennen... also Siegfried dafür bekommt, wirft er sogleich in sein immer dabei seiendes klapp-sparschwein, dessen inhalt er nach seinen missionen geflissentlich der interkatz-kaffeekasse  einverleiben lässt.
Siegfried hat in den schattigen winkeln der lagerräume einige male flinke bewegungen wahrgenommen - jedoch, ob es sich um das berüchtigte katzenduo, mäusefamilien oder gar rattenbanden handelte, konnte bis dato nicht verifiziert werden.
...biepbiepbiep...bibibip...neueste meldung von der Diadia...es wurde eine rotweisse, riesige tigerkatze gesichtet, die hinter einem mäusepulk her war. befragt, ob sie denn die beiden flüchtenden, Löwenzahn und Ribesehl, gesehen habe, reagierte die rotweisse brüsk mit den worten, dass wohl nur ausgewachsene, kräftige, und vor allem auch wildniserfahrene katzentiere für diesen job hier am schiff geeignet seien, und die gesuchten dieses anforderungsprofil ja ganz offensichtlich nicht erfüllen.
woher die rotweisse das wissen kann? möglicherweise hatte sie ja schon auf eigene faust recherchiert.
unser sonderkorrespondent hält weiter kontakt mit siegfried, der sich heute nacht nochmals dem durchkämmen der lagerräume, matrosenunterkünfte und auch des maschinenraumes, widmen wird, um sich ein klares bild von der lage zu machen.
stay connected - lassen sie sich aus erster hand informieren!



die 9. Löwenzahn und Ribesehl: wo sind sie geblieben?
neueste meldung vom ermittler der interkatz:  Löwenzahn und Ribesehl sind mit sicherheit NICHT an bord. herr Siegfried hat alle winkel mit seiner 7000-volt-taschenlampe ausgeleuchtet, die matrosen aus ihren hängematten geschüttelt, den maschinenraum  mitsamt dem riesigen öltank (wir erinnern uns an die werbung aus unserer jugend: "ich bin zwei öltanks" - hierorts ist der schiffstank gute 1.295.000x so groß) inspiziert, und gelangte zu dem schluss, dass ausser der mäuse-und rattenpopulation tatsächlich nur ein paar kampferprobte, erfahrene, wohl genährte katzentiere an bord waren, darunter das rotweisse tier.
die soko meindorf ist bitter enttäuscht: sie hatte große hoffnung in die ermittlungen auf der Diadia gesetzt...



die 10te Löwenzahn und Ribesehl
die soko meindorf hat heute morgen eine pressekonferenz gegeben, bei der unser korrespondent selbstverständlich anwesend war.
in ihrer einsilbigkeit war die abgegebene erklärung sehr kurz. sehr sehr kurz. in perfektem italienisch sagte der pressesprecher der soko nur: "niente!", drehte dem pult und auch uns presseleuten den rücken zu und liess sich von seinen in graue anzüge gekleideten bodygards, die immer wieder auf ihre uhren schielten, hinausgeleiten.
treue leserschaft, DAS ist nicht, was wir hofften  ihnen berichten zu können. jedoch können wir nachvollziehen, wie frustrierend der unermüdliche und dennnoch ergebnislose einsatz von herrn Siegfried auf der Diadia gewesen sein muss. wie sehr auch die soko meindorf nach jedem sich bietenden strohhälmchen in der laufenden ermittlung greifen muss. wie wir aus sicherer quelle wissen wird es morgen, sonntag, einen neuerlichen lokalaugenschein geben. wir sind gespannt, ob neue schlüsse gezogen werden können.
wir werden in gewohnt ernsthafter, geradliniger manier in der causa berichten.



die 11te Löwenzahn und Ribesehl
zum redaktionsschluss gab es noch keine neuigkeiten im fall meindorf. wir empfehlen daher unserem live-ticker im netz zu folgen.

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12ter teil...live-ticker am sonntag...
es geht am tatort heiss her, etliche personen geben sich hier die klinke in die hand. wir halten unser superflauschimikrofon über die köpfe der in  haus und garten wuselnden menschen um eventuell aus dem stimmengewirr sachdienliche hinweise  extrahieren zu können.
..."...eeecht? bist da do sicha?..."..."i hobs jo söwa gsehng!..."..."wie werden wir das erklären..."..."soiche ohdrahtn luadaviecha..."..."mia haum uns soiche suagn gmocht..."..."...also ich hab das ja immer schon geahnt..."..."tot oder lebendig..."..."alle?..."..."ja, alle!"... "wie hat so etwas nur passieren können?..."..."und noch dazu uns?..."..."und der arzt?..."..."ist gesund..."..."die Diadia hat früher abgelegt als gedacht..."...
meine damen und herren, hier, vorort, improvisiert die soko meindorf offenbar wieder eine pressekonferenz: der referent hält mit spitzen fingern eine sektflöte und ein silberlöffelchen in der hand. man weiss nicht gleich, wozu...doch er gibt das klassische zeichen: drei mal kurz mit dem löffel gegen das glas geplingt: er möchte jetzt eine erklärung abgeben. ..."sehr verehrte damen und herren, der nebel hat sich gelichtet, wir haben den vollen durchblick: sie werden es nicht glauben -auch wir hätten das nie für möglich gehalten- aber: Löwenzahn und Ribesehl sind seit heute morgen (wieder?) in meindorf aufgetaucht. und zwar aus den tiefen des großteils unzugänglichen dachbodens. eventuell hatten sie auch schon  all die tage der intensiven ermittlungen ebendort verbracht. erwiesen ist, dass sie unter dem dach ein lebensmitteldepot zur verfügung hatten, und dieses  offensichtlich auch genutzt worden ist. eine weitere wichtige erkenntnis der soko ist, dass die beiden wider erwarten KEIN BLUT an den tatzen kleben haben. ich wiederhole: K E I N blut. und noch deutlicher: es gab und gibt keinen mordfall in meindorf." ...gemurmel, räuspern, husten, mit den köpfen wackeln... "KEINEN?!?"... "K E I N E N!"... "ja aber..."..."wie es zu derart falschen schlussfolgerungen kommen konnte, meinen sie? das war so: dieses bewusste foto, vom leblos scheinenden frauenkörper mit Löwenzahn und Ribesehl im rücken, wurde uns zugespielt. am tatort fanden wir eine bis zu einem gewissen grade verwüstete wohnung vor, was durchaus glaubwürdig auf einen kampf schliessen hat lassen. da die leiche nicht auffindbar war, mussten wir davon ausgehen, dass die beiden verdächtigen sie schon beseitigt hatten. das werkzeug dafür war, wie wir wissen, vorhanden. oder wie der lateiner sagt, sogar: 'super esse', was soviel heisst wie 'im übermaß/im überfluss vorhanden sein...
und jetzt, aus -wie wir meinen gegebenem anlass- darf ich sie, werte journalisten und schaulustige, wieder nach draussen bitten, wo ein blutspendeautobus des wiener roten kreuzes darauf wartet, ihnen ein wenig blut abnehmen zu können, damit hier, am ehemaligen tatort, oder: nicht-tatort, tatsächlich blut fließt. denn wir, die soko meindorf, läßt sich nicht vorwerfen, dass im nachhinein nicht EIN tröpfchen des wertvollen roten  lebenssaftes, von der spusi gefunden werden   konnte.
                              ***THE  END***

...möchtest du kurz reinhören? bis 6.april 2020  bin ich zu hören und sehen...


im zuge des "Österreichischen Vorlesetages" bin ich entzückt, mit der lesung aus meinem 'Katzenkurzkrimi' die nächsten tage auf youtube sichtbar zu sein. juchuuu!!!


https://youtu.be/iC9wgMAfLeI



jippieeeeh!! alles liebe, ranec